Federico García Lorca
(* 5. Juni 1898 in Fuente Vaqueros, Provinz Granada; † 19. August 1936, ermordet, in Víznar nahe Granada)
GASELE I
VON DER UNERWARTETEN LIEBE
Niemand erkannte den Duft
der dunklen Magnolie deines Leibes.
Niemand wußte, daß zwischen den Zähnen
du einen Liebes-Kolibri quältest.
Tausend persische Pferdchen schliefen
auf dem mondhellen Platz deiner Stirn,
und vier Nächte lang umschlang ich
deine Lenden, diese Feinde des Schnees.
Zwischen Gips und Jasmin war dein Blick
ein fahles Büschel Samen.
In meiner Brust sucht ich für dich
die Elfenbeinlettern, die sagen immer.
Immer, immer: Garten meiner Agonie,
dein Leib auf der Flucht für immer,
das Blut deiner Adern in meinem Mund,
dein Mund ohne Licht schon für meinen Tod.
Aus dem Spanischen von Lothar Klünner, aus: Federico García Lorca, Diwan des Tamarit. Diván del Tamarit. Sonette der dunklen Liebe. Sonetos del amor oscuro. Übertragen von Rudolf Wittkopf und Lothar Klünner. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1990, S. 9
GACELA PRIMERA
DEL AMOR IMPREVISTO
Nadie comprendía el perfume
de la oscura magnolia de tu vientre.
Nadie sabía que martirizabas
un colibrí de amor entre los dientes.
Mil caballitos persas se dormían
en la plaza con luna de tu frente,
mientras que yo enlazaba cuatro noches
tu cintura, enemiga de la nieve.
Entre yeso y jazmines, tu mirada
era un pálido ramo de simientes.
Yo busqué, para darte, por mi pecho
las letras de marfil que dicen siempre.
Siempre, siempre: jardín de mi agonía,
tu cuerpo fugitivo para siempre,
la sangre de tus venas en mi boca,
tu boca ya sin luz para mi muerte.
Ebd. S. 8