Federico García Lorca
SONETT IN GONGORAS MANIER, DARIN DER DICHTER SEINER LIEBE EINE TAUBE SCHICKT
Vom Turia will ich dir dies Täubchen schicken
mit seinem milden Aug und weißen Flaum,
still hingegossen ruht’s im Lorbeerbaum,
läßt tief ins Schwelen meiner Liebe blicken.
Sein Unschuldsglanz, sein sanfter Hals und Rücken,
fügsam wie Töpferton und warmer Schaum,
zitternd in Reif und Nebel: zarter Traum,
die Gier nach deinem Munde auszudrücken.
Streich sacht ihm übers Weiße und verschließe
dich nicht den Flocken dieser Melodie,
die still wie Schnee auf deine Schönheit fließe.
So auch mein Herz, denn ach! es sieht dich nie,
weint Tag und Nacht, gefangen im Verliese
der dunklen Liebe, vor Melancholie.
Deutsch von Lothar Klünner
Aus: Federico García Lorca: Diwan des Tamarit. Diván des Tamarit. Sonette der dunklen Liebe. Sonetos des amor oscuro. Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1990, S. 79
Este pichón del Turia que te mando,
de dulces ojos y de blanca pluma,
sobre laurel de Grecia vierte y suma
llama lenta de amor do estoy pasando.
Su cándida virtud, su cuello blando,
en limo doble de caliente espuma,
con un temblor de escarcha, perla y bruma
la ausencia de tu boca está marcando.
Pasa la mano sobre tu blancura
y verás qué nevada melodía
esparce en copos sobre tu hermosura.
Así mi corazón de noche y día,
preso en la cárcel del amor oscura,
llora, sin verte, su melancolía.
Federico García Lorca wurde am 18. oder 19. August 1936 in Viznar bei Granada von den faschistischen Putschisten ermordet.